Mit Modern Vampires Of The City gelingt Vampire Weekend das, woran so viele andere Künstler schon gescheitert sind: Wie Franz Ferdinand, die mit dem zweiten Album noch eine gereifte musikalische Weiterentwicklung der eigenen Kunst schafften, läuft manch eine Band danach Gefahr gar zu progressive Alben auf den Markt zu bringen, die ihre Daseinsberechtigung beinahe allein daraus ziehen, dass sie eben unheimlich neu, unheimlich innovativ und unheimlich unheimlich sind.
Die New Yorker Band hat uns diese Angst genommen und ein fulminates neues Album kreiert, das einerseits ganz neue Einflüsse und Genres miteinbezieht und dennoch eine stimmige Weiterführung ihres bisherigen Werkes darstellt.
Der Rock’n Roll wird elektronischer, der Sound amerikanischer und paart sich dann stellenweise mit dem ursprünglichsten Blues und Soul der ländlichen Kirchengemeinden.
Zu weiten Teilen ahnt man beinahe die Wiederauferstehung des psychodelischen Progrock im Stil von The Doors.
Das alles ist kein bloßer Zufall, sondern laut Bandkopf Ezra König ein Konzept, mit dem Modern Vampires Of The City für den Abschluss einer Triologie steht.
Während man sich für die Vorgängeralben Vampire Weekend und Contra musikalisch an Elementen aus der Weltmusik bediente, galt damals das Spiel mit der eigenen Weltgewandheit, der Sterilisierung der High Society und der elitären Welt eines märchenhaften Neuenglands. Während der Beat auf dem zweiten Album immer südamerikanischer wurde, bekam diese Überspitzung der eigenen Herkunft auch einen weit ironischeren Touch, gleicht einem Schlagabtausch mit ihren schärfsten Kritikern.
Dazu immer die Musik, mit dem das Leben gleich viel mehr Freude macht.
So steht das aktuelle Album für eine andere Seite Amerikas, für den Aufbruch aber auch für das Rückbesinnen auf die eigenen Wurzeln und insbesondere auf die eigene Provinzialität.
Eine Einsicht die Größe erfordert und letztlich vielleicht doch eher für das Ankommen und das Annehmen seinerselbst steht.
Dementsprechend sind die Texte auch voller Referenzen an die amerikanische Geschichte.
Im Song Hudson wird der große Entdecker Henry Hudson besungen, im rockigen und herausstechenden Diane Young das Schicksal der Kennedys und das der eigenen sozialen Umwelt.
Der Sound ist diesmal uramerikanisch und bezieht auch dort jeweils Tradition und Moderne mit ein, was durch Verwendung musikalischen Referenzen beinahe mehr an den HipHop der 90er erinnert.
Dies wird insbesondere bei dem wummernden Stück Step deutlich, das sich am Ende mit der Snear Drum das Gütesiegel selbst aufdrückt.
Auch das schon im Titel augenzwinkernden YaHey ist trotz des Einsatzes von Simmeffekten im Chipmunks Stil einer der besten Songs des Albums, genauso wie das sich langsam zur Wucht steigernde Hannah Hunt oder Unbelievers, das so lebensbejahenden an Rockabilly und Buddy Holly erinnert.
Es entsteht ein starkes, dunkleres und tiefgründigeres Album, das zurückblickt und dennoch innovativer und moderner daherkommt, als das meiste in der letzten Zeit.