Die erste Staffel von „The Last of Us“ ist vorbei. Ist die Serie dem Hype gerecht geworden? Ein guter Beitrag zum Thema Zombies? Und endlich mal wieder gutes, auf einem Videospiel basierendes Material?
Zombies. Schon wieder. Und dann auch noch basierend auf einem Videospiel! Was Filme angeht, hatte man es zuletzt mit „Uncharted“ mit Tom Holland und Mark Wahlberg versucht. Das Ergebnis war ein Reinfall. Tom Holland ist ein toller Spider-Man, aber als Nathan Drake nicht glaubwürdig. Und ganz ehrlich, Mark Wahlberg spielt sich in jedem Film selber. „Mortal Kombat“ wurde auch verfilmt, die ersten 15 Minuten sahen großartig aus, was danach folgte, war eine Beleidigung für jeden Fan. Was Serien angeht, sah es bisher auch nicht viel besser aus. Die einzige, die wirklich einzige Ausnahme bisher ist „Arcane“, basierend auf League of Legends. Diese Serie war dann allerdings gleich so gut, dass die neue Messlatte jetzt um einiges höher ist. Dazu kommt noch, dass „The Last of Us“ als Meisterwerk des Storytelling gilt. Ein Spiel, welches besonders für die Atmosphäre gelobt wird, die durchaus an den Nerven nagt.
Ein Film von Sony Pictures?
Bereits 2014 gab es Pläne für einen „The Last of Us“ Film von Sony Pictures. Sam Raimi sollte Regie führen und Neil Druckman, Creative director des Spiels, das Drehbuch schreiben. Wenn man sich die letzten Filme von Sony ansieht, kann man nur froh sein, dass dieses Projekt nicht verwirklicht wurde. Ganz abgesehen davon, dass ein 2-Stunden-Film oftmals nicht ausreicht, die entsprechende Atmosphäre zu erzeugen, und somit dem Material nicht gerecht wird. Dann wirkt ein solcher Film genau wie das, was er ist: ein Cash grab.
Ein perfektes Beispiel dafür ist „Der dunkle Turm“ von 2017. Sony dachte sich, ein 90 Minuten Film für eine 7- teilige Buchreihe von Stephen King ist genau das, was der Zuschauer braucht und was die Fans wollen. Das Ergebnis war eine Katastrophe von einem Film, der in Sachen Lächerlichkeit nur ein paar Jahre später von „Morbius“ übertroffen wurde.
Die Serie von HBO
Jetzt, wo die erste Staffel von „The Last of Us“ vorbei ist, kann man nur froh sein, dass HBO in das Projekt eingestiegen ist, und es eine Serie statt eines Films wurde. Das Drehbuch wurde von dem bereits genannten Neil Druckmann verfasst, zusammen mit Craig Mazin, der schon die Serie „Chernobyl“ für HBO verwirklicht hat.
Natürlich ist man trotzdem skeptisch, denn wie bereits erwähnt, ist das Thema Zombies wirklich nichts innovatives mehr. Jeder Mensch hat mindestens 10 Filme dieses Themas gesehen, und die meisten Serien sind nach 3 Staffeln langweilig und repetitiv. An dieser Stelle denkt man an „The Walking Dead“. Was kann ein Produzent also tun, um trotzdem ein gutes Produkt abzuliefern? Ein gutes Drehbuch, tolles Set Design, spannende Dialoge, interessante Charaktere, die im besten Fall von guten Schauspielern dargestellt werden.
Das Drehbuch war bereits mehr oder weniger vorgegeben durch das Spiel, da gibt es also nichts auszusetzen. Das Set Design ist spektakulär. Es lässt sich deutlich erkennen, dass kein Geld gespart wurde, um eine von Zombies überrannte, teilweise verlassene Welt zu zeigen. Besonders beeindruckend wirkten die von Menschen verlassenen und verwüsteten Städte, die langsam von der Natur überwuchert werden. Diese haben einen tollen Eindruck hinterlassen, wenn die beiden Hauptfiguren Joel Miller und Ellie Williams sich ihren Weg Richtung Zivilisation gebahnt haben.
Die Charaktere
Es ist nicht einfach, in einer Serie, die sich im Kern um 2 Personen dreht, auch die Nebenfiguren glaubhaft wirken zu lassen, und ihre Motive für den Zuschauer glaubhaft wirken zu lassen. Dennoch ist das hier gelungen, und besonders die Geschichte von Bill und Frank hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Die beiden Hauptfiguren Joel Miller und Ellie Williams werden von Pedro Pascal und Bella Ramsay dargestellt. Beide sind durch die HBO Serie „Game of Thrones“ berühmt geworden und durch ihre schauspielerischen Leistungen in Erinnerung geblieben. Und auch hier enttäuschen sie nicht. Die Chemie der beiden ist deutlich zu erkennen, und dass die beiden Charaktere gezwungen werden, zusammen durch die Welt zu ziehen, und erst langsam zueinanderfinden, wirkt sehr glaubhaft.
Es ist generell sehr spannend zu sehen, wie Joel und Ellie versuchen, den Dämonen ihrer Vergangenheit zu entkommen, und dennoch immer wieder mit ihnen konfrontiert werden. Besonders Ellie, die erst 14 Jahre alt ist, hat Dinge gesehen und Erfahrungen machen müssen, die man keinem Kind wünscht. Die letzte Szene der Serie macht das noch einmal deutlich, wenn sie Joel ihre schlimmste Erfahrung erzählt.
Fazit
„The Last of Us“ ist eine großartige Serie in jeder Hinsicht. Gute Charaktere, deren Taten nachvollziehbar sind, tolle Bilder und Humor, der aber nicht übertrieben wirkt. HBO hat es mal wieder geschafft, eine Atmosphäre zu erzeugen, die nicht nur mit dem Videospiel mithalten kann, sondern auch zeigt, dass es keine übertriebene Action braucht, um den Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Es ist ein Beweis, dass gute Dialoge und echte Konsequenzen für die Charaktere spannender sein können als Explosionen und Schießereien, wie man sie heutzutage leider viel zu häufig sieht. Jeder Charakter bekommt genug Zeit, um glänzen zu können, und die beiden Hauptfiguren sind am Ende nicht mehr dieselben Personen, die sie am Anfang waren. Mit anderen Worten, Staffel 2 kann nicht früh genug kommen.
Bildquelle: Video-Screenshot aus Trailer